Vergleich von jameda mit Doctolib

Die beiden stärksten Ärzteportale verzeichnen über 20 % Marktanteil der Ärzte-Suchen und über 15 Mio. monatliche Nutzer. Doch welche Lösung eignet sich am besten für Praxen?

Wie in meinem Beitrag zur Relevanz von Ärzteportalen durch Prüfung von 200 Ärzte-Keywords mit lokalem Bezug ermittelt, ist jameda aus Online-Marketing-Sicht deutlich erfolgreicher und interessanter, als Doctolib:

Domain Marktanteil bei 200 Keywords Keywords in den Top 10 Keywords in den Top 100 Traffic-Schätzung mtl.
jameda.de 11,65 % 165 190 10,95 Mio.
doctolib.de 9,94 % 137 176 5,06 Mio.

Doch ist jameda auch in anderen Punkten interessanter oder Doctolib eine ernstzunehmende Alternative?

Historie und Schwerpunkte

Jameda wurde 2007 in Deutschland gegründet und ist primär in Deutschland aktiv. Doctolib wurde erst 2013 in Frankreich gegründet und hat sich seitdem zu einem der führenden Ärzteportale in Europa entwickelt. Es ist ebenfalls in Deutschland präsent, aber auch in weiteren europäischen Ländern.

  • Jameda ist ursprünglich eine Art Branchenverzeichnis für Ärzte und bietet daher neben einer Arztsuche auch Online-Bewertungen und medizinische Informationsartikel an. Seit wenigen Jahren gibt es auch eine Online-Terminvereinbarung für Patienten.
  • Doctolib konzentriert sich stark auf die digitale Organisation von Terminen und die Vereinfachung des Praxismanagements für Ärzte. Auch hier wird eine umfassende Terminbuchungsplattform angeboten, die es Patienten ermöglicht, online Termine mit Ärzten zu vereinbaren. Es fehlt aber die Integration von Online-Bewertungen.

Preise und Features

Kriterium jameda Pro Doctolib für Arztpraxen
Praxiskalender Ja (1) Ja
Buchungssystem Ja Ja
Öffentliches Praxisprofil auf Plattform Ja Ja
Funktionen zur Patientenkommunikation Ja (2) Ja
Videosprechstunde Ja Ja (3)
Preis pro Monat inkl. MwSt. 117,81 € 139 €
Informationen vom 25.05.2023

zu (1): Den jameda Praxiskalender habe ich nicht auf der Preisseite gefunden, sondern hier.

zu (2): Patientenkommunikation ist zwar kein offizielles Feature auf der Preisseite von jameda, wird aber hier kommuniziert.

zu (3): Diese Information zur Videosprechstunde habe ich bei Doctolib im Kleingedruckten gefunden: „Doctolib bietet Ihnen die nach Regelungen der GKV/KBV zertifizierte Videosprechstunde kostenlos bis einschließlich 31.12.2023. Voraussetzung für die Nutzung der Videosprechstunde ist ein bestehendes Abonnement der Doctolib Software für Termin- und Patientenmanagement.“

Auf den ersten Blick wirkt jameda also interessanter als Doctolib, da die Plattform bei ähnlichen Funktionen rund 20 € günstiger im Monat ist und mehr Reichweite, sprich Akzeptanz bei PatientInnen genießt.

Apps und Datenschutz

Auch die mobilen Anwendungen beider Anbieter unterscheiden sich nicht signifikant. Wobei bei jameda die Unterstützung von Google Maps und die dargestellten Bewertungen hervorstechen:

Um jedoch beispielsweise nach Ärzten für Privatversicherte filtern zu können, muss man sich in jameda als Patient einloggen, was bei Doctolib ohne Login funktioniert. Auch im weiteren Buchungsverlauf ist jameda deutlich datenhungriger als Doctolib und erwartet sofort einen Login bzw. Registrierung.

Die Stiftung Warentest hat jedoch 2021 ermittelt, dass sich jameda um den Schutz per­sönlicher Daten relativ gut kümmert (Note 1,9), wobei Doctolib nur mit ausreichend Datenschutz (3,6) abschnitt. Ob Doctolib dazu gelernt hat, kann ich nicht überprüfen, gehe aber davon aus.

Bei beiden Apps ist der Terminbuchungsprozess für Patienten sehr einfach und die Nutzerfreundlichkeit tadellos.

Partnerschaften und Integrationen

Doctolib hat in den vergangenen Jahren strategische Partnerschaften mit Krankenhäusern, medizinischen Verbänden und anderen Akteuren im Gesundheitswesen aufgebaut. Die Plattform bietet Integrationen mit anderen Softwarelösungen wie elektronischen Patientenakten an, um den Informationsaustausch zu erleichtern. Jameda hat ebenfalls Partnerschaften mit Krankenkassen und medizinischen Institutionen, aber die Integration mit externen Tools ist möglicherweise nicht so umfangreich wie bei Doctolib.

Fazit

Generell sind Arztpraxen gut mit jameda beraten, da die Plattform den Spagat zwischen Patienten- und Praxiszentrierung super meistert, größere Akzeptanz genießt und günstiger ist, als Doctolib.

Doctolib scheint Praxis-zentrierter zu sein und mehr Prozesse zu digitalisieren, als jameda. Wenn jameda-Bewertungen nicht obligatorisch sind (bspw. wenn Google-Bewertungen top sind) oder über ein kostenloses Praxisprofil abgedeckt werden können, ist Doctolib eine Prüfung wert.

Als Alternative zu Doctolib kommen aber auch andere Portale wie eTerminservice, Dr. Flex, Arzttermine und doctena in Betracht, da diese ähnliche Features zum Praxismanagement bieten.

Severin Lucks

Ich bin Performance-Marketing-Berater aus München. Ich schätze den Aufbau von Reputation als größten Conversion-Booster ein und schreibe deswegen hier im Blog darüber.